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Landungsfahrt nach Bern & Basel, 12. Oktober 1930

In der folgenden Erzählung der Berner und Basler Landungsfahrt sind im Gegensatz zu den Berichten über die Dübendorfer und Genfer Landungsfahrt auf zeppelinpost.ch keine Abbildungen/Fotografien dargestellt. Diese sind im eBook zu den Schweizer Landungsfahrten enthalten, welches praktisch den gleichen Text zu den Landungsfahrten aufweist wie derjenige auf den zeppelinpost.ch Webseiten, aber viel mehr zeitgenössische Fotografien enthält (total 46, die meisten zur Berner Landung). 

 

Von P. Colombani, zepplinpost.ch, Zürich, 29.5.2011

Der Vorlauf

Nach Dübendorf und Genf stand endlich ein Besuch des Graf Zeppelin auch in der Landeshauptstadt Bern auf dem Programm. Die zweite Landung in Basel auf der gleichen Fahrt war ursprünglich wohl nicht vorgesehen und Basel sollte eine eigene Landungsfahrt erhalten. Zumindest kann dieser Schluss anhand der damaligen Zeitungsberichte gezogen werden. Die Berner Zeitung Der Bund berichtet jedenfalls gemäss Nachricht des Journal de Genève vom 22. August 1930, dass die Berner Landung des Graf Zeppelin nach längerer Planung nun auf dem 12. Oktober 1930 auf der Berner Allmend festgelegt wurde, ohne einen Hinweis auf die Basler Landung zu geben1. Die Nachricht zur entsprechenden vertraglichen Vereinbarung erschien schliesslich am 12. September (ebenfalls ohne Hinweis auf die Basler Landung)2.

Die Basler Landung sollte hingegen „vom 12. Oktober nunmehr mit Bern getauscht und auf Sonntag, 26. Oktober verschoben“ werden3. Zudem wurde vermerkt, dass „nach wie vor […] diesen Landungsfahrten nach Genf, Bern und Basel je eine Schweizerreise voraus“ geht. Schliesslich kam es aber weder zur genannten Verschiebung noch zu separaten Landungsfahrten in Bern und Basel. Im Gegensatz zur Dübendorfer und Genfer Landungsfahrt fand aber die Fahrt nach Bern und Basel unter den wohl schlechtesten möglichen Vorzeichen statt.

Der Absturz des britischen Starrluftschiffes R101

Genau eine Woche vor den geplanten Landungen kam es zu einem katastrophalen Ereignis für die Luftschifffahrt. Das englische Luftschiff R101 – wie der Graf Zeppelin ein mit Wasserstoffgas als Traggas gefülltes Starrluftschiff – stürzte in der Nacht vom 4. auf den 5. Oktober kurz nach zwei Uhr morgens auf seiner Probefahrt nach Indien in der Nähe der französischen Ortschaft Allonne rund 80 km nördlich von Paris ab und ging in Flammen auf4.

Am Bord des R101 schien nichts auf die Katastrophe hinzuweisen. Die letzte der regelmässig abgesetzten Nachrichten wurde kurz nach Mitternacht versandt, ziemlich genau zwei Stunden vor dem Absturz. Sie lautete gemäss dem offiziellen Bericht zum Absturz: „Nach einem ausgezeichneten Abendessen rauchten unsere angesehenen Fahrgäste eine abschliessende Zigarre und nachdem sie die französische Küste entdeckt hatten, sind sie nun zu Bett gegangen, um nach der Aufregung des Abschieds zur Ruhe zu kommen. Alle essentiellen Dienste funktionieren zufriedenstellend. Die Mannschaft führt ihre Routinearbeiten aus.5“ Selbst wenige Minuten vor dem Absturz schien alles im Lot zu sein, wie die wenigen überlebenden Besatzungsmitglieder übereinstimmend zu Protokoll gaben.

Es war nicht der erste Absturz eines Luftschiffes, aber mit 48 Toten bis dato der Folgenschwerste. Das letzte Opfer, Besatzungsmitglied Church, erlag drei Tage nach dem Absturz an seinen Verletzungen6. Die Berichterstattung zur Luftschifffahrt war in diesen Tagen verständlicherweise fast vollständig dem Absturz des R101 gewidmet und man findet in der Schweizer Presse nicht viele Hinweise auf die unmittelbar bevorstehende Fahrt des Graf Zeppelin nach Bern und Basel. 

Die Vorbereitungen

Erst drei Tage vor der Landungsfahrt informierte Der Bund über den bevorstehenden Besuch des Graf Zeppelin in Bern7. In den Basler Nachrichten findet sich ein entsprechender Hinweis gar erst in der Wochenendausgabe vom 11./12. Oktober8. Dafür war am 10. Oktober eine Anzeige mit der Überschrift „Zeppelin landet in Basel!“ geschaltet, aus der man die Eintrittspreise zum Flugplatz in Basel entnehmen kann: von 50 Rappen für Kinder auf Stehplätzen bis 5 Franken auf den Sitzplätzen für Erwachsene. Das „Autoparking auf dem Flugplatz“ wurde mit zusätzlichen 2 Franken veranschlagt.

Auch in Bern wies man mit einer Anzeige auf den Event hin. Die Preise waren aber etwas günstiger, insbesondere weil das Ticket gleich für zwei Anlässe gültig war: Neben dem Zutritt zum Berner Flugplatz Beundenfeld (Allmend) hatte man auch Eintritt zum Fussballderby der beiden Stadtrivalen Bern und Young Boys im Wankdorfstadion, das sich unmittelbar neben dem Beundenfeld befand. Für Kinder kosteten die Tickets 50 Rappen, für Erwachsene 1.50 Franken, nummerierte Sitzplätze gab’s für zusätzliche 1 bis 2 Franken9,10. Als Vergleich, gemäss einer Anzeige vom 12. Oktober kosteten damals fünf Rasierklingen für die Gillette-Rasierapparate 2.60 Franken. Wer zudem im Flugzeug zu einem Begrüssungsflug zur Landung oder einem Begleitflug zur Abfahrt des Graf Zeppelin Platz nehmen wollte, durfte ganze 50 Franken hinblättern.

Zeppelinpost

Wie bei den anderen beiden Schweizerfahrten mit Landung konnte auch in Bern und Basel Post für die Zeppelinfahrt aufgegeben werden. Die Bedingungen hierfür wurden am Mittwoch, dem 8. Oktober in Der Bund bekannt gegeben und unterschieden sich nicht von den Bedingungen der Dübendorfer und Genfer Zeppelinpost11. Zugelassen wurden „ausschliesslich uneingeschriebene Postkarten“, die „bis zum 11. Oktober abends unter frankiertem Umschlag mit der Aufschrift «Zeppelinflug» an das Postamt Bern 1 zu senden“ waren. Die Taxe betrug 75 Rappen für Empfänger in der Schweiz und 100 Rappen für Auslandsadressaten. Als Briefmarken durften „beliebig … Flugpostmarken oder gewöhnliche Wertzeichen“ verwendet werden, welche mit „einem Stempel in roter Farbe (Bern Flugplatz Zeppelinpost) entwertet“ würden. Die in Bern aufgelieferten Postkarten würden in „Postsäcken in Zürich oder St. Gallen mittels eines Fallschirmes abgeworfen und nach dem Briefversandamt verbracht.“ Nach Erhalt des Ankunftsstempels würden die Karten weiterbefördert und falls eine weitere Luftpostbeförderung verlangt würde, müsse zusätzlich die entsprechende Luftpostzuschlagstaxe entrichtet werden.

Bezüglich in Basel aufzugebende Zeppelinpost stand nichts in der Tagespresse, es galten aber sicherlich die gleichen Konditionen wie für die Berner Zeppelinpost. Insgesamt wurden 16‘729 Postkarten in Bern und 11‘119 in Basel aufgegeben, während die Fahrt von Friedrichshafen nach Bern 2091 Karten und diejenige von Friedrichshafen nach Basel 1310 Stück mitmachten12. Der Abwurf der drei 13, 18 und 19 kg schweren Postsäcke mittels Fallschirm fand dann aber weder wie vorgesehen in Zürich noch St. Gallen statt, sondern in Kreuzlingen im Kanton Thurgau. Der 18 kg Sack fiel dabei ungebremst auf die Dreispitzwiese, da der Riemen zum Fallschirm riss. Die beiden anderen Säcke fanden ihren Weg „auf die Böschung Ecke Bahnhofstrasse-Schreiberweg“. Die drei Postsäcke wurden schliesslich zur weiteren Beförderung der Zeppelinpost nach Zürich geschickt.

Die Fahrt und Landung in Bern…

Wie bei der rund einen Monat zuvor erfolgten Genfer Landungsfahrt war vermutlich Dr. Eckener als Führer des Graf Zeppelin vorgesehen13. Entsprechend hiess es noch am 10. Oktober, Flugzeuge würden Dr. Eckener zur Begrüssung entgegengeschickt14. Dr. Eckener befand sich aber noch bis zum Vortag der Landungsfahrt nach Bern und Basel in England und wohnte der Beerdigung der 48 Opfer des R101 Absturzes bei, die am Nachmittag des 11. Oktobers 1930 in Cardington rund 95 km nördlich von London stattfand15,16. Graf Zeppelin wurde somit wie bei der Dübendorfer Landung von Kapitän Lehmann geführt, der knapp sieben Jahre später selbst Opfer eines Unglücks werden sollte. Er verstarb als Folge des Hindenburg Absturzes.

Für die Landung in Bern wurde eine leicht kleinere Bodenmannschaft als in Dübendorf oder Genf eingeplant. Während in Dübendorf und Genf noch 200 Mann das Luftschiff in Schach hielten, sollten es in Bern nur noch 180 sein7. Die Landung sollte zwischen 13 und 14 Uhr erfolgen und von einer ein- oder zweimaligen Überfahrt des Landungsplatzes eingeleitet werden. Ein Rauchfeuer am Boden würde dabei Auskunft über die Windrichtung geben, damit das Luftschiff gegen den Wind landen könnte.

Am 10. Oktober informierte Der Bund mit einem sieben Punkte Merkblatt des Organisationskomitees die Zuschauer über den Ablauf der Landung14. Unter anderem hiess es dabei, dass eine erste Überfahrt der Stadt Bern zur Begrüssung um 12:45 Uhr geplant sei, mit anschliessender erster Fahrt in niedriger Höhe über dem Flugplatz Beundenfeld um 13:15 Uhr. Die Landung sollte dann eine Viertelstunde später erfolgen. Auf dem Flugplatz würde „eine Riesen-Lautsprecheranlage der Elektrizitäts-AG … die Zuschauer von 11 Uhr an über die Fahrt des Schiffes fortlaufend orientieren.“

Entsprechendes wurde bereits bei der Genfer Landung erfolgreich umgesetzt, nachdem in Dübendorf praktisch niemand den Reden beim Empfang von Kapitän Lehmann wegen Fehlens von Lautsprechern beiwohnen konnte. Die zahlenden Zuschauer auf dem Flugplatz würden zudem bis um 13 Uhr die Möglichkeit haben, Zeppelinluftpost aufzugeben: „Die Postbehörde stellt auf dem Flugplatz Briefmarkenstände und Briefkästen auf. Letzte Leerung punkt 13 Uhr.“

Eine Übersichtskarte des Geländes rund um den Flugplatz rundete Tags danach die Informationen zur bevorstehenden Landung ab17. Es wurde auch darauf hingewiesen, dass es nicht nur der erste Besuch des Graf Zeppelin Bern sein würde, sondern auch der einzige. Die eigentliche Berichterstattung erfolgte schliesslich in Der Bund Ausgabe vom Montag, dem 13. Oktober18.

Graf Zeppelin stieg am Sonntag, dem 12. Oktober um 8:07 Uhr19 von Friedrichshafen auf, gemäss Der Bund mit 24 Passagieren und 40 Mann Besatzung18. Nach Informationen der Basler Nachrichten waren es hingegen 28 Passagiere20 und die NZZ ist irgendwie nicht ganz schlüssig: Im gleichen Bericht spricht sie einmal von 23 und einmal von 24 Fahrgästen21.

In Friedrichshafen war das Wetter noch „prachtvoll“, aber dies sollte sich noch ändern18. Die Fahrt führte zunächst über deutsches Gebiet in südöstlicher Richtung nach Lindau mit einem Abstecher bis ins österreichische Bregenz. Mit westlichem Kurs ging es dann nach Romanshorn, um anschliessend nach Süden zu drehen und St. Gallen anzusteuern. Von dort ging es wieder westwärts nach Will und Winterthur, um 9:20 Uhr über Zürich und weiter in südlicher Richtung nach Zug und Luzern. Die Wetterlage – eine Föhnlage – ermöglichte immer noch eine „herrliche Aussicht in die Urner Alpen. Wir fliegen am Rigi vorüber, der in der Föhnstimmung uns zum Greifen nahe scheint. Tief unter uns grüssen die Kurorte Weggis, Vitznau, Hertenstein herauf.“

Danach schlug das Wetter langsam um und die geplante Fahrt nach dem Brünig, wohl über Alpnach und Sarnen, musste gestrichen werden. Stattdessen ging es nach Umkreisung des Bürgenstocks, südöstlich von Luzern gelegen, westwärts zum Jura. Über Zofingen und Olten (10:35 Uhr) ging es nach Biel (11:00 Uhr) am Bielersee über den Neuenburgersee bis an seine südliche Spitze hinunter nach Yverdon. Eine Kehre ostwärts führte dann das Luftschiff nach Fribourg. Nach Anfrage eines Teils der Passagiere änderte Kapitän Lehmann kurzerhand den Kurs Richtung Berner Oberland und lenkte das Luftschiff über das Gürbetal (zwischen Bern und Thun) weiter auf „Spiez zu mit einer fabelhaften Aussicht auf die Berge.“

Das Wetter in Bern war wechselhaft. Um 11 Uhr morgen regnete es in Strömen, während um 13 Uhr „eine heisse Sonne“ herabstach. Das Jura westlich von Bern wurde am Nachmittag gar von einem so heftigen Gewitter heimgesucht, dass im Städtchen Pruntrut die Dächer von sechs Häusern ganz oder teils fortgetragen wurden. Aber das unsichere Wetter beeinflusste den Besucherstrom Richtung Flugplatz Beundenfeld kaum: Es wurden rund 45‘000 zahlende Zuschauer gezählt22, was für die damalige Zeit einer enormen Menschenmenge entsprach: „Jedenfalls hat man in Bern noch nie so viele Menschen beieinander gesehen“.

In etwa zur vorgesehenen Zeit erschien das Luftschiff „in ziemlicher Höhe“ erstmals über dem Flugplatz. Eine knappe halbe Stunde später war es wieder über dem Flugplatz, aber immer noch zu hoch für eine Landung. Erst nach zwei weiteren Versuchen war es „bei völliger Windstille“ soweit und Graf Zeppelin senkte sich mit der „Spitze etwas tiefer als mit dem Hinterteil“ bis die Landung um 13:43 Uhr erfolgt war18,19. Nach den Passagieren entstieg Kapitän Lehmann der Gondel und er begab sich zur Tribüne mit den Ehrengästen. Die Reden konnten trotz der „prima Lautsprecheranlage“ nicht vom Publikum mitverfolgt werden. Ein Defekt machte der Übertragung einen bösen Strich durch die Rechnung. Nach dem offiziellen Part bestiegen ein paar neue Passagiere das Luftschiff und es machte sich um 14:30 Uhr nach Ablassen eines „dicken Wasserschwalls“ auf die Weiterfahrt nach Basel. Kaum war Graf Zeppelin Richtung Westen entschwunden, begann Regen zu fallen und die Zuschauer erhielten eine unerwünschte „Riesendouche“.

…und in Basel

Die letzten Informationen für die Basler Landung auf dem Flugplatz Sternenfeld, direkt am Rhein, erschienen in der Wochenendausgabe der Basler Nachrichten vom 11./12. Oktober8. Für den Anlass wurde der Verkehr Richtung Flugplatz in Zusammenarbeit der beiden Kantone Baselland und Baselstadt geregelt und „Extrazüge aus der badischen Nachbarschaft“ organisiert. Und für den Fall, dass Graf Zeppelin aufgrund widriger Witterungsverhältnisse nicht landen könnte, würde er „möglichst tief über den Platz fliegen, um sich wenigstens auf diese Weise dem Publikum in der gigantischen Gestalt zu zeigen“. Trotz nicht idealen Wetters – es regnete in Basel den gesamten Nachmittag lang – fand aber die Landung dennoch statt.

Der ausführliche Bericht der Basler Nachrichten erschien tags darauf am Montag, dem 13. Oktober 1930, und er ist ein klares Zeichen dafür, wie stark die Katastrophe des R101 den Anlass der Landungen in Bern und Basel beeinflusste: Der erste Viertel des Berichts ist ganz dem Absturz und seiner Folgen gewidmet und steht unter der Überschrift „Ernste Gedanken“20. Der Berichterstatter gesteht auch, dass ihm „die Worte des Jubels [ob der Basler Landung] nicht so recht aus der Feder fliessen wollen. Zu sehr beeindruckt ist unsere Freude, unsere Begeisterung, ja unser Glaube in die Luftschiffahrt noch von dem entsetzlichen Schock, den dieser bezaubernde Gedanke in der Schreckensnacht vom 4. zum 5. Oktober erlitten hat.“

Aber Graf Zeppelin hätte auch mit seinem Besuch in Basel „wie nichts anderes so eindrucksvoll […] das erschütterte Vertrauen in die Sicherheit, vielleicht sogar in die Zukunft der Luftschiffahrt“ wieder stärken können. In Anbetracht der nicht einmal sieben Jahre später erfolgenden katastrophalen Explosion des Luftschiffs Hindenburg in Lakehurst am 6. Mai 1937, welche das Ende der Ära der Luftschiffe einläutete, erscheinen die weiteren Worte des Berichterstatters unter einem besonderen Gesichtspunkt: „Der Beweis für die schlussendliche Richtigkeit dieses Glaubens [an die Sicherheit der Luftschiffahrt] zu erbringen, bleibt freilich der Zukunft überlassen. Indessen muss man – hoffen.“

Die Basler Landung stand wie erwähnt auch witterungsmässig nicht unter einen günstigen Stern: Es regnete in Strömen und eine entsprechende Unsicherheit hinsichtlich der Landung war allgegenwärtig. Als dann die Kunde des Starts des Graf Zeppelin in Friedrichshafen eintraf, erhellte sich die Stimmung – aber nicht vollends. Nun bangte man, ob die Zuschauer trotz des „Regensumpf am Boden und das unerschöpfliche Nass vom Himmel“ auch kommen würden. Aber sie kamen. Wieviele „Zenhtausende als ordentliche Gäste […] und wieviele Zehntausende ausserdem ringsherum als Zaungäste schmarozten“ konnte bis zur Berichterstattung nicht ermittelt werden. Aber es sei sicherlich die grösste Menschenansammlung auf dem sieben Jahre alten Flugplatz gewesen und die Wartezeit bis zur Ankunft des silbernen Riesen konnte mit Rundflügen und Beobachtung eines „geglückten Fallschirmsprunges“ verkürzt werden. Dass beim Fallschirmsprung expzlite vermerkt wurde, er sei geglückt, deutet darauf hin, dass dies damals keine Selbstverständlichkeit war.

Die Stimmung auf dem Flugplatz war kurz vor der Landung wohl nicht gerade ideal. Um 15 Uhr „kam dann freilich statt des Luftschiffes, von dessen Landung und Abflug in Bern der Basler Radiodienst duch Lautsprecher Mitteilung gemacht hatte, zunächst s t u r m a r t i g e r R e g e n. Also so ziemlich das miserabelste Wetter, dass man sich für eine Zeppelin-Landung denken könnte.“

Das Basler Publikum war aber standhaft und „hielt … dessenungeachtet den Wasserergüssen herzhaft aus.“ Aber selbst als die „Riesenzigarre“ in Basel und über dem Flugplatz auftauchte, war die Landung ungewiss, denn „scharfe Böen strichen über dem Platz … Mehrmals kreiste der Riese über den Platz und zog dann jeweils wieder weite Schlaufen. Geduld! Geduld! Da… Der Wind verstärkt sich zusehends. Die Landung erscheint deshalb «ungewiss»; es war der Lautsprecher, der diese schlimme Botschaft den im Regen wartenden Scharen zurief. Bald aber korrigierte er sich: «Kapitän Lehmann teilt mit, dass er landen werde, sobald die Böen nachgelassen haben».“

Erst bei der vierten Annäherung liess der Wind so stark nach, dass Graf Zeppelin die Motoren drosselte, die Nase senkte und die Haltetaue auswarf. Graf Zeppelin befand sich schliesslich um 16:07 Uhr auf Basler Boden19.

Die Haltemannschaft war wie schon in Dübendorf und Genf 200 Mann stark (weshalb in Bern „nur“ 180 Mann die Haltemannschaft ausmachten, ist unklar). Aber im Gegensatz zu den drei vorangehenden Landungen gestaltete sich die Basler Landung unplanmässig etwas anders. Trotz gespielter deutscher Nationalhymne stiegen weder Passagiere (obwohl ein Passagierwechsel eigentlich geplant war) noch Schiffsleitung aus, denn „sie hatten es vorgezogen, ihren wind- und wettergeschützten Bau gar nicht zu verlassen, sondern ihre Basler Landung auf eine Minimalzeit zu beschränken. Nicht einmal die Reden, die die offiziellen Sprecher in Petto hatten, konnten gehalten werden. Sie mussten der Besatzung schriftlich übergeben werden!“

Die Blumen und Kaiser-Schokolade, wie auch – entsprechend der Dübendorfer, Genfer und Berner Landung – der Champagner wurden der Besatzung die Kabine gereicht. Es handelte sich effektiv um eine „Blitzlandung“, denn bereits nach elf Minuten stieg das Luftschiff wieder auf und „glitt im weiten Bogen niedrig über Basel“ dann Richtung Heimathafen davon, den er um 17:50 Uhr schliesslich erreichte19.

Quellen

1.    Conféderation. Journal de Genève, 22.8.1930.

2.    Conféderation. Journal de Genève, 12.9.1930.

3.    Zur Zeppelin-Landung in Basel. Basler Nachrichten, 15.9.1930.

4.    Explosion des englischen Luftschiffes R101. Basler Nachrichten, 6.10.1930.

5.    Secretary of State for Air. Report of the R.101 inquiry.  Printed and published by his Majesty's Stationery Office, London, 1931.

6.    Nach der Katastrophe des R101. Basler Nachrichten, 9.10.1930.

7.    Wie der "Zeppelin" landet. Der Bund, 9.10.1930.

8.    Die Basler Zeppelinlandung. Basler Nachrichten, 11.10.1930.

9.     Der Bund, 8.10.1930.

10.  Der Bund, 10.10.1930.

11. Zeppelinpost. Der Bund, 8.10.1930.

12. von Zeppelin W. Jubiläumsflugpost des Zeppelins NT. 75 Jahre Landungsfahrt nach Bern und Basel (inkl. Zitat des Thurgauer Volksfreund vom 13. Oktober 1930). Die Lupe 3:7, 2002.

13. "Graf Zeppelin" in Bern. Der Bund, 5.10.1930.

14. Die "Zeppelin"-Landung in Bern. Der Bund, 10.10.1930.

15. Honouring the dead of the R101: The lying-in state. The Times, 11.10.1930.

16. Last tributes to the victims of the R101 disaster. The Times, 13.10.1930.

17. Zur "Zeppelin"-Landung in Bern. Der Bund, 11.10.1930.

18. "Zeppelin" in Bern. Der Bund, 13.10.1930.

19. Sieger W. Zeppelin Post Katalog. Sieger-Verlag, Lorch/Württemberg, 22. Auflage, 2001.

20. "Graf Zeppelin" auf dem Basler Flugplatz. Basler Nachrichten, 13.10.1930.

21. Schweizerfahrt des Zeppelin. Neue Zürcher Zeitung, 13.10.1930.

22. Nach der "Zeppelin"-Landung. Der Bund, 14.10.1930.